Wenn die Perfektion zur Krankheit wird...

Gut ist nicht gut genug! Sauber ist noch nicht rein! Und überhaupt – das geht noch besser.

Der Perfektionist weiß immer, wie es noch ein bisschen besser sein könnte – oder sein muss! Oft zum Leidwesen für seine Familie, Freunde und auch seine Nachbarn. Aber vor allem zum eigenen Leid.

Nämlich dann, wenn aus dem Perfektionisstreben eine seelische Krankheit entsteht. Diese kann sich dann in verschiedenen Formen zeigen. Angefangen vom Burn-Out über eine Zwangsstörungen bis hin zur Magersucht. Ja auch in der Magersucht sucht der Betroffene die perfekte Figur, das perfekte Aussehen.

Perfektionismus ist modern, ist angesagt. Kokettieren wir im Vorstellungsgespräch doch allzu gern mit dieser Schwäche als vermeintliche Stärke. Und überall begegnet uns der Perfektionismus – von früh bis spät sehen wir im Fernsehen und in den neuen Medien die perfekte Welt, perfekte Modells, perfekte Sportler, perfektes Essen, perfekten Urlaub, perfekten Sex. Alles ist in unserer Welt optimiert – und was noch nicht perfekt ist, wird ganz zur Freude der Schönheits-Branche frisiert, geschmiert und bestenfalls gleich operiert.

Aber nicht alles ist schlecht an der Perfektion – wenn der Mechaniker ihr Auto repariert, ist das sogar erstrebenswert. Oder die Operation am offenen Herzen – wer wünscht sich da nicht einen Perfektionist als Arzt in dem Moment. Wenn wir Perfektion als Möglichkeit zur Vollkommenheit sehen, dann sprechen wir sicher von einer gesunden, erstrebenswerten Form von Perfektion.

Wenn aber Perfektionismus zum Mittel der Wahl für Unangreifbarkeit wird – wenn wir dadurch versuchen Kritik zu vermeiden, dann ist die Perfektion durch Angst motiviert und verliert das richtige Maß. Häufig sind diese Ängste vor Ablehnung, nicht gut genug zu sein oder seinen guten Ruf zu verlieren, irrational und bestrebt durch die Suche nach Sicherheit. Am Ende verstärken sich Angst und Sicherheitsstreben gegenseitig.

Wie kann ich diesen Teufelskreis durchbrechen? Was machen, wenn mein Perfektionismus mich bereits krank gemacht hat?

Zunächst brauche ich als Betroffener ein Gefühl dafür, dass etwas nicht stimmt – eine Einsicht, dass es sich bei meinem Streben nach Perfektionismus vielleicht um ein krankhaft getriebenes Verhalten handeln könnte. Im Anschluss hilft der Mut, Wille und die Bereitschaft zur Veränderung. Wir müssen den ersten Schritt gehen – denn nur wenn wir etwas anderes machen, kann auch etwas anderes daraus entstehen.

Hierbei ist die Unterstützung und Anleitung durch einen Therapeuten, der sich Zeit für meine individuelle Geschichte nimmt, meist erfolgversprechend. Bereits der Prozess der Selbstreflektion, den ein guter Therapeut anregt, bringt den Stein ins Rollen und eine Besserung der Symptome kann eintreten.

Eine neue Sicht auf die Welt, -meine Lebenswelt- veränderte Einstellungen, Werte und Überzeugungen können die Kruste aus Besserwisserei, Halsstarrigkeit, Rigidität und Kritiksucht, – vor allem mir Selbst aber auch meinem Umfeld gegenüber – aufweichen und die wahre Schönheit unserer Seele kann wieder zum Vorschein kommen. Bestenfalls stellt sich über die Zeit der therapeutischen Arbeit ein Gefühl von gesundem Selbstbewusstsein und Autonomie ein, dass uns eine ungeahnte Freiheit schenken wird.

Die Arbeit wird sich lohnen – und das sage ich ganz ohne den Anspruch auf eine perfekte Arbeit 😉

Herzlichst Dein Christoph Chamuel Weibert

Termin
online buchen
Doctolib